Querdenker-Quotenfrau -Zeitarbeit
Was Begriffe in uns auslösen- alles eine Frage der Assoziation
2020 ist prägend- in jeglicher Hinsicht.
Eine bisher wenig beachtete Begleiterscheinung ist aktuell die Bedeutungsveränderung mancher Worte. 2019 und auch noch Anfang 2020 war der Begriff „Querdenker“ durchweg positiv besetzt.
Ok, wenn es darauf ankam, wollte man sie oder ihn eben nicht unbedingt in der eigenen Abteilung haben. Denn so ein Querdenker (m/w/d/*) kann für eine Führungskraft ganz schön anstrengend sein- und für das gesamte soziale Umfeld. Dennoch wurde ganz laut nach Querdenkern und Rebellen in den hippen Unternehmen geschrien. Galt man doch als modern, souverän und mutig, als attraktiver Arbeitgeber „für die jungen Leute“, wenn man diese zuließ und danach suchte. Dem Employer Branding sei Dank. Ein gutes Marketing ist eben alles.
Die Definition von „Querdenker“ wurde drastisch verändert. Dies gelingt durch assoziiertes Lernen. Der klassischen Konditionierung durch Wiederholungstechnik. Der Begriff wurde in diesem Fall negativ in Verbindung mit einem anderen Ereignis, einem anderen Personenkreis gebracht und somit mit einer anderen Emotion belegt. Ich bin gespannt, wie sich der Begriff weiter in unserer Gesellschaft entwickeln wird und mit was wir ihn in Zukunft verbinden werden.
Die „Quotenfrau“ . Über „Die Frauenquote bremst die Männer aus“ bis hin zu „Die Quotenfrau bekommt ihren Job nicht aufgrund ihrer Qualifikation, sondern nur, um zu zeigen, dass auch Frauen beteiligt werden“ waren sämtliche Aussagen und Assoziationen mit diesem Begriff stark negativ geprägt. 40 Frauen aus Top-Positionen der Gesellschaft wollen dies nun mit einer „stern“ Initiative ändern und dem Begriff das Stigma nehmen.
Hier soll nun eine Umkehrung ins Positive glücken. Ich bin mir sicher, mit ausreichend Werbebudget, entsprechend mannigfaltigen Veröffentlichungen auf sämtlichen sozialen Medienkanälen- dank klug ausgesuchter Rolemodels mit hoher Diversity Dichte-kann dies gelingen. Am Ende kommt es jedoch auf jede einzelne von uns Frauen an, wie wir und mit welchem Selbstbewusstsein auftreten und unseren eigenen empfundenen Selbstwert.
Anmerkung @An alle Frauen, die das jetzt lesen: Drückt das bitte nicht wieder nur als Aufgabe an „die Männer“ ab. Eigenverantwortliches Handeln ist auch an dieser Stelle gefragt. Es fängt mit uns selbst an.
Jetzt arbeite ich seit 25 Jahren in und für eine Branche, deren anhaftendes Image immer noch zu wünschen übriglässt. Der Zeitarbeit. Wie Pech klebt dieser mir sehr geliebten Branche das Bild des „schwarzen Schafes“ an den Fersen. Und ja, es gibt sie- die schwarzen Schafe. Wie in jeder anderen Branche auch. Wieso also gerade hier diese starke und scheinbar unauflösbare Gedankenverbindung? Die Gründe dafür sind vielfältig und der Sachverhalt komplex. Gewachsen über Jahrzehnte diente die Zeitarbeit der Politik in einem Wahljahr gerne als Punktemacher- für sich, nicht für die Branche. Und ich kann es nicht oft genug betonen. Es liegt auch an der Sprache, an dem Wording, das im Innen und Außen gelebt wird. Den Begriff „Zeitarbeit“ mit dem Wort „Personaldienstleistung auszutauschen, reicht allein nicht aus. Die eigene PR ist schlecht- die Branche sorgt zum Teil selbst dafür. „Tue Gutes und spreche darüber“, findet marketingtechnisch nicht flächendeckend statt. Vereinzelte Postings auf den sozialen Medien reichen für einen Imagewandel der Branche nicht aus.
Vielleicht ist es auch an der Zeit, einen anderen Weg einzuschlagen und sich an den aktuellen Trends zu orientieren. Besetzen wir den Begriff neu- emotional positiv.
Wie das geht? Meines Erachtens nur gemeinsam. Ungeachtet der Vermarktung der eigenen Person oder der Firma an sich.
Gemeinsam, Schulter an Schulter kann man es schaffen. „Man“ müsste es nur wollen. Und Frau auch ;-). Oder um meine Freundin @Aounk Ellen Susan zu zitieren: „Alleine ist man schneller, gemeinsam kommt man weiter.“
Was hält uns eigentlich davon ab?