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"Wir befinden uns im Krieg!"

Die aktuelle Berichterstattung über den Corona Virus ist in vielen Medien seit Wochen geprägt durch eine starke militärische Sprache.
„Ausgangssperre“, „Im Kampf gegen einen unsichtbaren Feind“ und „Es geht um Leben und Tod!“ sind weitere Beispiele dafür. Bilder, die Särge und vermummte Menschen in weißen Schutzanzügen zeigen, verstärken diesen Eindruck. Bilder und Worte haben Macht und verändern uns. Sie stressen, sorgen für negative Assoziationen bis hin zu Black Outs. „Wirtschaftskrise“, „Steuerprüfung“, „Finanzamt“, „Betriebsprüfung“, „Telefonakquise“ sind nachweisliche Beispiele dafür. Ich bin mir sicher, „Corona“, „Corona Krise“ und „Ausgangssperre“ gehören nun ebenfalls dazu.

Die langfristigen Folgen von Covid 19, nicht nur in gesundheitlicher, sondern vor allem auch in wirtschaftlicher Hinsicht, sind derzeit nicht abzusehen. Angst und Unsicherheit greifen um sich. Das wird in den nächsten Wochen und Monaten noch zunehmen. Wir befinden uns somit in einem emotional absoluten Ausnahmezustand, in dem vor allem eines fehlt: Die Erfahrung im Umgang damit. Jeder einzelne von uns ist stark abhängig von der Empfehlung und dem Wissen einzelner Fachexperten. Nicht immer herrscht hier Einigkeit in der Sicht- und Vorgehensweise. Die Verunsicherung ist groß, denn, wem soll man Glauben schenken?

Was macht das mit uns und unserer Gesellschaft?
Unsere Assoziationen zu bestimmten Ereignissen haben immer Einfluss auf unser Denken – und damit auf unser Verhalten, unsere Selbstwahrnehmung, unseren Sinn für Realität, unsere Reaktionsfähigkeit und unsere Kultur. Und am Ende auf unsere Selbstverantwortung. Für uns alleine und auch anderen gegenüber.

Dieses Bewusstsein ist gerade in emotional anspruchsvollen Zeiten gesundheitlich gesehen überlebensnotwendig. Im sprichwörtlichen Sinne. Zum einen, um auf Dauer mental gesund zu bleiben und zum anderen, um sich selbst und sein soziales, berufliches wie privates, Umfeld vor dem Virus und dessen nicht kalkulierbarer Nebenwirkung, der Angst, zu schützen.

Leistungsträger, insbesondere Führungskräfte, zeichnen sich daher heute nicht nur durch Sachverstand, sondern vor allem durch persönliche Kompetenzen und Qualitäten wie Initiative, Empathie und soziales Gespür aus. Ob wir eine gute Führungskraft sind, hängt zu ca. 60 % von unseren emotionalen Kompetenzen ab.

Somit wird in den nächsten Monaten folgendes immer wieder entscheidend sein: Emotional intelligent zu agieren und dabei gesellschaftsfähig zu bleiben. Betriebswirtschaftlich zu denken und auch hier sozialverträglich zu handeln. Wenn ich jedoch einen Blick auf die Kommentare in den sozialen Medien zur aktuellen Lage in Deutschland werfe, komme ich zu folgendem Schluss: Es ist schlecht bestellt um unsere Fähigkeit, gelassen zu agieren!

Die sozialen Medien sind von Posts geflutet, die zum einen den Weltuntergang vorhersagen oder solchen, die alles verharmlosen oder gar eine politische Verschwörung vermuten.

Beleidigungen, Anfeindungen und wüste Beschimpfungen von Menschen, die anders denken oder staatliche Vorgehensweisen hinterfragen, sind an der Tagesordnung. Belehrungen und Zurechtweisungen der Positivdenker erfolgen von der anderen Seite, die sich schon am Abgrund sehen und ein glücklicher Ausgang keine Option ist.

Eine Gesellschaft der Extreme.
Wenn wir „Corona“ ausblenden und in die Zeit davor gemeinsam zurückgehen, können wir noch die Sehnsucht nach Leichtigkeit, eine zurückgehende Leistungsbereitschaft und eine gewisse Sättigung unserer Wohlstandsgesellschaft erkennen. Eingebettet in der digitalen Landschaft, gewürzt durch den Fachkräftemangel und garniert durch die globale Höchstgeschwindigkeit. Die ersten Folgen dieses Spannungsfeldes zeigten sich bereits in den von der Krankenkasse gemeldeten Burn Out Zahlen, die sich in den letzten 10 Jahren verdreifacht haben.

Und das ist erst der Anfang. Wie wird sich unsere Gesellschaft in den nächsten Monaten weiter entwickeln, wenn die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, die Unsicherheit der Zukunft und die Sorge um die Gesundheit noch weiter zunehmen wird? Scheidungen, zunehmende Gewalt-bereitschaft, Insolvenzen und steigende Selbstmordraten werden von Sozialwissenschaftlern prognostiziert.

Achten Sie einmal auf Ihre Worte und Ihre Haltung in den letzten Tagen. Würden Sie von sich behaupten, Sie handeln aktuell emotional intelligent? Bestimmt beantworten Sie jetzt die Frage im Brustton der Überzeugung mit „Ja“!

Nur was gehört zur emotionalen Intelligenz (EQ)?
Empathie, antworten die meisten. Das ist richtig. Nur zählen dazu auch Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, soziale Kompetenz und die intrinsische Motivation. Es geht darum, wie wir mit den eigenen Emotionen umgehen, sie einordnen, deuten und vor allem kontrollieren können, sie bei anderen Menschen verstehen, mitfühlen und dadurch langfristige, tragfähige Beziehungen aufbauen. Es handelt sich um grundlegende Kompetenzen des menschlichen Miteinanders. Emotional intelligente Menschen besitzen die seltene Fähigkeit mit „gegen die rechte Person, im rechten Maß, zur rechten Zeit, für den rechten Zweck und auf rechte Weise zornig zu sein“, um Aristoteles zu zitieren.
Die gute Botschaft ist: EQ ist messbar, lernbar und trainierbar!
Jetzt picken wir uns nur einmal die Selbstregulierung heraus und betrachten uns diese genauer, denn sie hat großen Einfluss auf die anderen vier Bereiche der emotionalen Intelligenz. Selbstregulierung ist die Fähigkeit, störende Impulse und Stimmungen zu kontrollieren und vor allem nachzudenken, bevor man handelt. Wie gut können Sie sich in emotional anspruchsvollen Zeiten selbst regulieren? Wie reagieren Sie unter Stress? Hat ein in den sozialen Medien veröffentlichter Post schon einmal zu einer Kurzschlusshandlung verleitet? Viele sind aktuell nicht mehr in der Lage, ihre eignen Gefühle und Stimmungen zu erkennen und zu managen. Sie lassen sich von ihren Emotionen fortreißen oder gar überwältigen. Das heißt in diesem Moment, wirkt sich die mangelnde Stressregulierung auch auf die Selbstwahrnehmung aus.

Woran liegt das?
Der Mensch ist ein soziales Lebewesen. Ohne den Kontakt zu anderen Menschen könnten wir nach der Geburt nicht überleben. Das heißt, wir sind im Klartext voneinander abhängig. Beruflich gesehen können wir, aufgrund der zunehmenden Spezialisierung ohne die Mitwirkung der Kollegen kein zufriedenstellendes Gesamtergebnis mehr abliefern. Und jetzt sitzen wir alle gefühlt allein im Homeoffice! Abgeschnitten von sozialen und vor allem persönlichen Kontakten. Oder das Gegenteil ist der Fall. Wir fühlen uns zum Teil gefangen zu Hause und die permanente Nähe stresst uns. Für alle ein ungewohntes Szenario, bei dem vor allem Eltern und auch Führungskräfte noch mehr wie sonst mental gefordert sind.

Was passiert mit unserem Körper, wenn Stressabbau nicht gelingt und weshalb ist es daher wichtig, sich mit emotionaler Intelligenz zu beschäftigen?
Stress hat eine negative Wirkung auf jede kognitive Funktion und führt zu einer kontinuierlichen Freisetzung des Stresshormons Cortisol. Cortisol ist an der Entstehung seelischer Leiden und einer breiten Palette physischer Erkrankungen beteiligt. Es deaktiviert die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers. Ein intaktes Immunsystem ist von Natur aus in der Lage, Sie und Ihren Körper gesund zu erhalten. Durch zu viel Cortisol wird es geschwächt, sodass Sie u.a. anfällig für Erkältungen, Infektionen und Depressionen werden.

Was können Sie tun?
Reduzieren Sie Ihren Cortisolspiegel über die Ernährung und durch sportliche Aktivitäten. Senken Sie ihn, indem Sie tief durchatmen und Stress abbauen. Nutzen Sie erprobte Techniken wie Yoga und Meditation und verändern Sie vor allem Ihre Denkweise.
Eine der heimtückischsten Ursachen für Stress liegt in Ihrer eigenen Gedankenwelt. Im Schnitt denkt ein Gehirn 50.000 Gedanken pro Tag. Davon sind bei den meisten Menschen bis zu 70% negativ.

 „Wenn Du nichts sagst, kann ich nichts hören.“
Kommunizieren Sie viel mit Ihren Kollegen und vor allem mit der Familie und dem Freundeskreis. Sprechen Sie über Ihre Gefühle. Den digitalen Medien sei Dank können wir dies auf vielfältige Art und Weise tun. Lassen Sie Ängste und Trauer zu. Das Unterdrücken oder Verdrängen dieser Emotionen ist über einen längeren Zeitraum nicht möglich und bahnt sich dann nur recht explosiv seinen Weg nach draußen. Überlegen Sie, was Ihnen guttut! Treiben Sie gerne Sport, musizieren oder malen Sie gerne? Musik hören und selbst singen baut ebenfalls Stress ab.
Sorgen Sie für Humor, Witz und Freude in Ihrem sozialen Umfeld und vermeiden Sie einen zu hohen social media Konsum. Das Löschen der News APP wirkt Wunder.
Geben Sie diesem Zeitraum einen anderen Namen, eine Art Geheimcode. Seien Sie in der Arbeit als Team oder auch privat kreativ und lassen Sie sich vielleicht auch etwas einfallen, worüber man schmunzeln oder lachen kann. Gehen Sie mental rückwärts und denken Sie auch daran, wie Sie in drei oder vier Monaten darüber reden wollen. Das soll nicht heißen, dass man die Ernsthaftigkeit der Situation verunglimpfen will. Es soll lediglich dazu dienen, in der Balance, in seiner Stärke zu bleiben. Denn das ist in den nächsten Wochen das Entscheidende.
Bleiben Sie mental gesund und stecken Sie andere damit an!