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Jeder denkt nur an sich. Nur nicht ich, ich denk an mich.

Dieses Jahr werden reparaturanfällige Baustellen in unserem gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Leben gnadenlos sichtbar. Narzissmus, Egoismus und Aggressionen sind an der Tagesordnung und werden durch die unendlichen Möglichkeiten der Digitalisierung gefordert und gefördert. Die sozialen Medien bilden den Zement der Meinungsbildung. Jeder weiß alles und ist gefühlt Experte für alle Lebenslagen. Ungefiltert wird das vermeintliche Wissen in die sozialen Kanäle gekippt und jedes Like und jeder positive Kommentar trägt dazu bei, dass man sich in seiner Wahrnehmung bestätigt sieht.

Was für ein Irrglaube.

Denn eine Information, deren Quelle, also deren Ursprung nicht geprüft ist, gepaart mit Emotion weist eben nicht den Charakter einer (Lehr-)Meinung aus. Hier fehlen Wissen und Erfahrung. Das ist uns allen leider zu wenig bewusst. Wir sehen, was wir sehen wollen. Wir hören, was in unseren Ohren richtig klingt. Die Lückenhaftigkeit (Selektivität) unserer Wahrnehmung liefert diesem Irrglauben Futter. Denn unser Gehirn kann nur einen Bruchteil der auf uns einströmenden Sinnesreize bewusst verarbeiten. Dabei konzentriert es sich auf Reize, die unseren Interessen oder unseren Erwartungen entsprechen, und auf Signale, die für uns emotional besetzt sind. Ereignisse, die unser Denken und Handeln bestätigen, werden mit großer Akribie registriert, während man gegenteilige, die uns widersprechen würden, großzügig übersieht, direkt ablehnt oder relativiert. Am Ende beharrt man auf seiner Meinung, die einmal öffentlich geäußert, unseren sozialen Status untermauern soll und wir diesen nicht gefährdet sehen wollen. Das würde am Ende zum Verlust des eigenen Selbstwertes führen.

Was derzeit fehlt, ist die gesunde Mitte. Die kann man jedoch nur gemeinsam erreichen, indem jeder einzelne von uns seinen beharrlich verteidigten Eckposten verlässt und wir aufeinander zugehen. Indem wir die Debatte fördern und zulassen. Indem sich jeder darüber bewusst wird, dass es „Recht haben“ so nicht gibt, sondern verschiedene Blickwinkel, Erfahrungen, Werte und Ziele, die es zu respektieren gilt.

Das steht und fällt mit der Kommunikationsqualität, mit der wir uns begegnen, der Bereitschaft, wieder offen für Neues zu sein und andere Meinungen gelten und diese auch ohne Bewertung stehen zu lassen. Gerade im persönlichen Diskurs mit anders Denkenden bleibt der Wert einer Demokratie erhalten. Das bringt zwar unser Streben nach Kohärenz zu Fall, trägt jedoch zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung weiter. Der Preis lohnt sich.

Stehen wir also auf und machen uns auf den Weg. Hinzu und nicht weg voneinander. Idealerweise machen wir das persönlich und nicht digital. Mit viel Sachverstand und weniger Launenhaftigkeit. Mit viel Respekt und gerne einer Prise Humor.

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