Gewohnheiten, Veränderungen und der Mythos des Mindsets Text
„Das ist doch alles nur eine Frage des Mindsets!“ – können Sie das auch nicht mehr hören oder lesen?
Neues Jahr- neues Glück. Alles auf Anfang oder lieber doch Veränderung?
Was nehmen wir uns nicht alles zum Jahreswechsel vor. Als ob der 31.12. ein automatisch eingebautes Schaltdatum für Verhaltensänderung wäre.
Dabei gelingt uns eine Veränderung durchaus unterm Jahr. Nur ist es eben Tradition, zum Jahreswechsel die letzten 12 Monate Revue passieren zu lassen und voller Motivation ins neue Jahr zu blicken.
Gute Vorsätze, wohin man nur schaut.
Weniger Süßes, auf Alkohol verzichten, mit dem Rauchen aufhören, mehr Sport treiben, sich gesünder ernähren, mehr Akquise machen, Active Sourcing konsequent betreiben und vor allem auf den sozialen Medien sichtbarer werden. Den Change vorantreiben. Am besten gleich alles auf einmal.
Kein Wunder, dass die meisten schon am zweiten Tag mit ihren guten Vorsätzen scheitern.
Und das, obwohl man ja nur sein Mindset ändern müsste. Wem eine Verhaltensänderung nicht gelingt, der hat doch einfach noch nicht genug an seiner Einstellung gearbeitet. Weit gefehlt.
Viele von uns haben ein perfektes Mindset, das notwendige Wissen, die Einsicht und auch die richtige Einstellung zu den meisten Dingen im Leben. Sich auch noch Vorwürfe machen und sich permanent unter Druck setzen, sich neu oder anders mental zu programmieren, bringt uns dann nicht weiter.
Aber warum ist das so?
Es kostet uns schlichtweg zu viel Energie, unsere alten Gewohnheiten zu verlassen.
Manchmal scheitert es nicht im Innern, sondern im Außen. Gewohnheiten sind automatisierte Programmroutinen, die unser Gehirn ohne jeglichen Energieaufwand abspult und daher darauf auf keinen Fall verzichten möchte.
Seine guten Vorsätze tatsächlich erfolgreich in die Tat umsetzen? Das ist laut der britischen Psychologin Wendy Wood möglich, sofern man diese Vorsätze gleich zu Gewohnheiten macht.
Wir verbringen laut Wood und ihren Forschungen ca. 43 Prozent unseres Tages damit, Dinge zu tun, ohne darüber nachzudenken. Nicht nur unser Handeln, sondern auch unser Denken und Fühlen laufen gewohnheitsmäßig ab. Wir greifen gerne auf unsere bewährten Methoden zurück.
Gewohnheiten besitzen aber ein schlechtes Image und man läuft so Gefahr die vielen Vorteile und damit den Zauber zu übersehen, die sie uns bieten:
- Sie sparen Energie.
- Sie verbrauchen weniger Sauerstoff und Zucker.
- Gewohnheiten erleichtern unsere Entscheidungen.
- Sie geben uns Stabilität.
- Erzeugen Motivation.
- Befriedigen unser Streben nach Sicherheit, vor allem die Vorhersehbarkeit. Ein wertvolles Gut und somit ein begehrter Stabilitätsanker in stürmischen Zeiten.
Kein Wunder also, dass konzentriertes Denken daher tendenziell vermieden wird.
Je anspruchsvoller unser Leben, unser Alltag, ist, umso mehr sind Gewohnheiten ein Segen.
Sie sind also viel besser als ihr Ruf, denn unser Gehirn unterscheidet nun einmal nicht zwischen guten oder schlechten Gewohnheiten.
Den Unterschied machen wir. Denn auch Gutes kann zur Gewohnheit werden und sich daraus eine Verhaltensroutine entwickeln.
Wie gelingt es, Gutes zur Gewohnheit werden zu lassen?
Darüber spreche ich unter anderem in meinen Vorträgen und in unseren Touch Point Selling und Recruiting Kursen, sowie im Einzelcoaching.
An der Stelle erste Impulse für die Praxis:
Entwickeln Sie in Ihrem Unternehmen, Ihrem Team oder in der Abteilung Qualitätsstandards, die Sie weitergeben und deren Einhaltung nicht kontrolliert und nicht (zumindest nicht permanent) hinterfragt wird. Wenn Sie förderliche Gewohnheiten entwickelt haben, halten Sie diese unbedingt aufrecht.
Je öfter Sie eine Handlung vollziehen, desto schneller entwickelt sich daraus eine Routine. Am Anfang der Umstellung mit Kleinigkeiten starten, lieber jeden Tag eine Stunde Akquise oder Active Sourcing machen, ist daher sinnvoller als sich einmal pro Woche vier Stunden dafür Zeit zu nehmen.
Willenskraft braucht sich nämlich schnell auf und die Motivation sinkt. Vor allem, wenn man eine Woche dann aussetzt, wird der Weg zurück noch schwerer.
Ein kognitiver Erschöpfungsprozess breitet sich dann aus, wenn Sie von den Abläufen und den idealen Rahmenbedingungen immer wieder abweichen.
Nutzen und genießen Sie bewusst Ihre lieb gewonnenen Routinen, denn die Herausforderungen in stürmischen Zeiten saugen uns unsere Energiereserven leer.
Brechen Sie gerne auch einmal bewusst mit Ihren Gewohnheiten und probieren Sie etwas Neues aus – wenn Sie die Kraft dazu haben.